Rechercheprojekt zur NS-Zwangsarbeit im ehemaligen RAW

Drop In e.V. ist als freier Bildungsträger mit Schwerpunkten in der politischen und interkulturellen Bildungs- und Jugendarbeit seit 2016 auf dem heute als „RAW-Gelände“ bekannten Areal tätig und befasst sich seit mehreren Jahren mit der Thematik der NS-Zwangsarbeit vor Ort.

Im Jahr 2022 konnten wir im Rahmen eines durch den Fonds Soziokultur und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) geförderten Projekts unsere Beschäftigung mit dem Thema vertiefen.

Unsere Recherchen ergaben, dass zwischen 1942 und 1945 etwa 2.500 Menschen bei der Reichsbahn auf dem RAW Warschauer Straße als Zwangsarbeiter eingesetzt waren. Diese Menschen waren größtenteils aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten der Sowjetunion verschleppt worden.

Die im RAW tätigen Zwangsarbeiter waren in Barackenlagern in Groß-Ziethen, Grunewald und Kaulsdorf untergebracht. Der Großteil der männlichen Insassen des Lagers in der Kaulsdorfer Straße 90 arbeitete vermutlich für das RAW. Sie wurden täglich in Sonderzügen der S-Bahn auf das RAW-Gelände gebracht.

Die Zwangsarbeiter wurden nicht annähernd angemessen für die schwere körperliche Arbeit in 12-Stunden-Schichten versorgt. Nicht nur die Arbeitskleidung, auch die Verpflegung war mangelhaft. Nach Erinnerungen von ehemaligen Insassen des Lagers in Kaulsdorf bestand die tägliche Essensration aus 200 bis 300 Gramm Brot mit Sägespänen, manchmal Spinat und einer dünnen Suppe. Schädlingsplagen und Krankheiten waren aufgrund der hygienischen Umstände an der Tagesordnung.

Öffentliche Präsentation der Forschungsergebnisse

Am 15. Dezember 2022 präsentierten wir eine Informationstafel, auf der die wichtigsten Erkenntnisse aus unserer Recherche zusammengefasst dargestellt sind. Die Tafel wurde vorerst auf dem Außengelände der Skatehalle Berlin aufgestellt und kann dort zu den Öffnungszeiten betrachtet werden.

Die Einweihung wurde gerahmt von einer Podiumsveranstaltung mit offener Gesprächsrunde in der Skatehalle Berlin. Neben Impulsreferaten zur NS-Zwangsarbeit vor Ort, zur nationalsozialistischen Arbeitsauffassung, zu den Möglichkeiten der pädagogischen Arbeit sowie zu den Herausforderungen der Geschichts- und Erinnerungsarbeit zum Thema NS-Zwangsarbeit wurden mit den anwesenden Gästen Perspektiven der weiteren Bildungs- und Erinnerungsarbeit für das RAW Warschauer Straße diskutiert und entwickelt.

Drop In e.V. wünscht sich, dass die Auseinandersetzung mit der Thematik und darüber hinaus mit der Frage, wie eine angemessene Erinnerung und ein Gedenken an die Zwangsarbeiter aussehen könnte in einem offenen Prozess weitergeführt wird.

Hier finden Sie einige Presseberichte zu unserem Projekt und der abschließenden Podiumsveranstaltung:
Gedenken an der Partymeile 
Erinnern am Partystandort
Zwangsarbeiter bei der Reichsbahn 

Eine Informationsbroschüre zum Thema kann kostenlos bezogen werden über: aurbach@dropin-ev.de


Das Projekt wurde ermöglicht durch eine Förderung des Fonds Soziokultur und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ). 

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